Oder eigentlich waren es ja zwei - zwei Stunden, die ich mir, die sich mir geschenkt haben, vorgestern früh, als die Familie aus dem Haus gegangen und die Sonne noch nicht hinter dem Berg hervor gekommen war. Da zog es mich auf die Felder. Den Schulschreibtisch ließ ich liegen, die Kamera nahm ich mit. Und mich mit meinen Grübelgedanken, mit dem Düsteren der vergangenen Tage, mit meinen Ängsten und Fragen und Zweifeln und Lähmungen.
Vielleicht hatte mich frühmorgens schon der Mond hinausgelockt. Treu begleitete er mich den ganzen Weg über - und wieder einmal denke ich, warum ich das Offensichtliche manchmal so gar nicht wahrnehmen kann.
Auf diesem Morgenstundenweg nehme ich ihn wahr, und wie ...
Bald auch die Sonne, hier in ersten Baumspitzen zu erahnen, ...
... und überraschend plötzlich wird der schattige Mais sonnengoldfarben.
Ich drehe mich um zu den Lichtfäden, zum Lichtnetz, und es wird warm.
Warm wird es mir auch, als ich das viele Reifweiß sehe, in das Blätter und Halme gehüllt sind. Weil die zarten Pflanzen es so wunderbar vermögen, sich vor schmerzlichem Kalt zu schützen, sich gar damit zu schmücken? Weil jedenfalls ihre Konturen viel deutlicher werden, weil manche Pflanze, manche Form mir erst durch den kalten Reif sichtbar wird. Und wieder dieses: warum sehe ich so oft nicht ...
Ich finde mich staunend in dieser Weite wieder ...
... und habe Nebelseen unter und hinter mir gelassen - für den Moment.
Manches ist leise zu erahnen durch den Nebel hindurch ...
... manches tritt vor diesem Hintergrund klar hervor ...
... und irgendwo inmitten von all diesem bin ich.
(Hier übrigens mein Schatten wohlgeborgen im Baumschatten.)
Für einen Moment zieht ein Nebelstreif aus dem Tal hinauf zu mir - überraschend schnell verliert der Himmel sein Blau, um es gleich darauf wieder zu gewinnen.
Allerorten begegnen mir faszinierende Baumgestalten ...
... ich finde mich in ihnen und unter ihnen wieder.
Sehe letzte Blätter ...
... deren Geschwister ihre Reise zum Boden bereits angetreten haben ...
... und mir dort zum Lichtspiegel werden.
Lichtspiegel, sich verwandelnde.
Ich sehe letzte Früchte ...
... und finde eine Winterahnung, die mir noch nicht so recht einladend wirkt ...
... oder doch:
Ertappe mich bei dem Gedanken, wann die Kinder wohl anfangen werden, auf diesen Pfützen zu schlittern.
(Ja, das ist Eis!)
Und bin doch für heute froh, eine sonnige Bank zu finden. Halte dort inne, bevor ich wieder nach Hause gehe.
Einmal mehr hat sich mir eine Ahnung des Hauchzarten eröffnet, das im Leben trägt, immer wieder Licht schenkt.
Gute Schritte, die ich da hinaus gewagt hatte, an jenem Morgen.
PS.
Noch nie habe ich so viele Bilder in ein Post gestellt. Ich bin mir bewusst, dass das viel ist, viel zu viel. Dass so manche(r) ungeduldig oder gleichgültig oder auch gar nicht bis zum Ende gescrollt hat. Die Frage, ob ich hier so viele Bilder "zumuten" darf, ist kein Fishing for Widerspruch, ganz und gar nicht, die stand gestern und heute hemmend in mir. Als ich mich nämlich nicht entscheiden konnte. So ganz und gar nicht entscheiden konnte. Und kurz davor war, das Post deswegen ganz zu lassen.
Heute Morgen habe ich sie einfach weggeschoben, diese Frage, und mir gedacht, dass ich doch nicht den Tag damit verbringen werde, Dinge zu entscheiden, die ich hier und jetzt überhaupt nicht entscheiden kann. (Was für so vieles im Leben gilt, übrigens.)
So ist das mit den Entscheidungen. Und deswegen sind hier so viele Bilder. Wollte ich nur gesagt haben :)